Nochmals frische Luft atmen. Nochmals Energie tanken. Nochmals ein bisschen Sommer. Ich bin so froh, konnte ich dieses Wochenende vor der Chemo nochmals raus aus dem Spital. Mit einem feinen Essen auf unserer Dachterrasse, einer Schifffahrt auf dem Bodensee und einem Picknick im Park konnte ich nochmals was anderes aufsaugen als die klinische Spitalluft. Ich konnte mich in den zwei Tagen auch endlich so richtig auf die kommende Zeit einstellen und das Ganze ist auch in mir drin angekommen. Ein besonderer Dank geht dieses Wochenende (und sowieso auch sonst) an Fabian, meinen Freund. Zuhören, mitlachen, in den Arm nehmen, auf den Arm nehmen, viel Geduld, kleine Aufmerksamkeiten, eine riesen Portion Optimismus - es hat an nichts gefehlt. Danke! Ebenfalls berühren mich immer wieder die vielen positiven Gedanken, das Verständnis und das Mitgefühl meines ganzen Umfelds. Es ist unglaublich. Danke! Trotzdem habe ich heute Abend mit einem flauen Gefühl im Bauch wieder im Spital "eingecheckt". Ich weiss nicht was auf mich zukommt und das macht eben halt auch ganz viel Angst. Aber: es gibt jetzt eigentlich nichts anderes mehr als Kampfgeist beweisen, durchstehen, Tapfer sein und an der ganzen Sache wachsen! Voilà!
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Wenn eine Ärztin zu einem sagt, dass man Leukämie hat, fühlt sich das an wie ein kleiner Weltuntergang. Ein Weltuntergang kann aber auch ein Neuanfang sein. Ein Song den ich in letzter Zeit sehr oft höre bzw. gehört habe... Gute Nachrichten! Seit Dienstag wird meine Leukämie mit Kortison behandelt. Das ist quasi der sanfte Einstieg in die Chemotherapie und macht, dass die (bösen) weissen Blutkörperchen kontinuierlich abnehmen. Das Ganze hat diese Woche super funktioniert und deshalb darf ich das Wochenende zu Hause verbringen. Juhuuu! Ebenfalls haben sie mir heute Morgen die Infusion abgenommen, was wieder ein bisschen Bewegungsfreiheit bedeutet :-)! Ich bin richtig froh um diese Spital-Pause, bevor es dann nächste Woche "so richtig" mit der Chemo losgeht. Nochmals durchatmen. Nochmals abschalten. Nochmals Energie tanken. Und vor allem nochmals durchschlafen! Allerdings muss ich mich natürlich auch zu Hause schonen. Da ich fast keine Blutplättchen mehr habe, muss ich aufpassen, dass ich mich nicht verletze. Ebenfalls fehlen auch die roten Blutkörperchen, dass heisst der Sauerstoff-Transport in meinem Blut funktioniert fast nicht und ich kann mich daher auch nicht anstrengen. Eigentlich habe ich mich schon den ganzen Sommer auf dieses Wochenende gefreut. Denn es wäre Clanx-Festival. Bier, Musik, Sonne. Doch im Moment habe ich lieber Ruhe, ein eigenes Bett und hoffentlich bald wieder eine funktionierende Gesundheit. Alles andere ist dann in Zukunft wieder ein schöner Zusatz. Wie sich doch die Prioritäten im Leben im Nullkommanichts verändern können..
Ein Freudscher Versprecher gestern: Da mein Immunsystem im Moment "out of order" ist, muss ich aufpassen, dass ich mich zum Beispiel nicht erkälte. Das heisst trotz Sommertemparaturen laufe ich draussen mit Schal rum. Wenigstens kann ich raus. Aber eben, meine Antwort auf die Frage wieso ich mich denn so einpacke: "Ja ich muss doch schauen, dass ich nicht krank werde!" :-) Musste dann selber schmunzeln und es tat gut.
Leukämie. Blutkrebs. Schwer krank. Irgendwie sind diese Wörter noch nicht richtig in meinem Kopf angekommen.
Am zweiten Tag im Spital werde ich von einer Pflegefachfrau ausgequetscht. Wer bin ich? Wer ist mein Umfeld? Wie lebe ich? Und so weiter, für die Akten. Damit nicht jede/r PflegerIn nochmals fragen muss. Eigentlich eine gute Idee. Die wichtigste Frage an dem Tag: Wie gehst du mit der Diagnose um? Meine Antwort: Schwarzer Humor. Galgenhumor. Psychohygiene. Vielleicht ist es das was hilft. Und tatsächlich lache ich viel in diesen Tagen. Ich habe viel Besuch, die Stimmung ist zwar zuerst bedrückt, dann gelöst. Es ist schön. Ich fühl mich geborgen. Ich weine aber auch viel. Manchmal nur wegen eines netten SMS. Oder dann überkommt es mich einfach. Oder ich sehe wie mein Freund leidet. Rauslassen ist wichtig. Und dann gibt es auf einmal auch noch die kleinen Freuden, trotz Spital, trotz Krankheit, trotz ständigen Untersuchen. Zum Beispiel ist das Essen hier ganz gut. Ich krieg jeden Tag ein frisches Bett. Alle sind nett. Ich hab endlich Zeit für so vieles. Und dann weine ich wieder. Achterbahn der Gefühle. Aber eines überwiegt, egal wie es mir geht: Ich habe Pläne. Ich werde dafür kämpfen. Ich werde stark sein. Ich werde positiv sein. Ich will leben. . Konditionsverlust. Müdigkeit. Kopfweh. Verspannungen. Pochen im Ohr. Schwindel. Atemprobleme.
Das sind die Symptome die mich am Freitag-Mittag, den 21. August 2015, veranlassen in die Notaufnahme des Kantonsspital St. Gallen zu gehen. Gerechnet habe ich mit hohem Blutdruck oder so. Ich liege auf einem Spital-Bett, im Spital-Nachthemd, ein grüner Spital-Vorhang umgibt mich. Die Ärzte haben mich gründlich durchgecheckt. Blut, Urin, Röntgen, EKG, das ganze Programm. Ich ahne bereits Schlimmes, denn sie hätten "etwas auf der Lunge entdeckt" und "das Herz macht komische Geräusche". Ich weine. Warte. Eine halbe Ewigkeit lang. Dann kommt die Assistenzärztin vorbei, mit einer schlechten und weniger schlechten Nachricht, wie sie sagt. Diagnose akute Leukämie. Eine schwere Krankheit, aber heilbar. Denn ich bin jung, ich bin fit und ich bin stark. Doch in dem Moment fühlt es sich an, wie ein Schlag ins Gesicht. Was geht einem in diesem Moment durch den Kopf? Bei mir war es ein Wort: FUCK! Immer wieder. FUCK. Krank. FUCK. Spital. FUCK. Für lange Zeit. FUCK. Jemand hat mein Leben angehalten. FUCK! |
AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
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