Endlich! Nach wochenlangem Warten habe ich heute erste Resultate aus Zürich betreffend der Stammzellentransplantation bekommen. Aber der Reihe nach: Im Januar war ich ja im Unispital Zürich, die haben Blut genommen und anhand dieser Proben wurde die weltweite Stammzellenspender-Datenbank einmal grob durchgescannt. So kann man sehen, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, dass es einen passenden Spender für mich gibt. Und heiterenfahnen - was für ein Resultat: Es gibt in der Datenbank etwa 2000 Menschen die passen! Eine echte Luxus-Situation. Jetzt wird die Suche anhand von weiteren Kriterien noch eingeschränkt und in zwei, drei Monaten kann schon transplantiert werden. Läuft bei mir! Für mich ist diese Nachricht echt eine Erleichterung und ich bin froh, haben mir meine Eltern so eine gute Gen-Kombination mitgegeben 😁.
Doch was heisst eigentlich "ein passender Spender"? Was muss da genau übereinstimmen? Ausschlaggebend sind die sogenannten HLA-Merkmale, eine Gruppe menschlicher Gene, die für die Funktion des Immunsystems zentral sind. Die Blutgruppe spielt beim ganzen Prozedere überhaupt keine Rolle, im Gegenteil: Diese kann nach einer Transplantation sogar wechseln. Und falls ihr noch mehr dazu wissen wollt: Voilà Wikipedia!
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Ich habe zehn Stunden geschlafen, wache auf und bin immer noch müde. Mein Körper liegt schwer auf der Matratze und will sich nicht bewegen. Trotzdem - ich will aufstehen, ich will raus, ich habe Pläne. Der Kampf gegen die Chemomüdigkeit beginnt oder wenn Kaffee plötzlich nicht mehr wirkt. Aber wir reden ja auch nicht von ein bisschen Montagsmüdigkeit nach einem durchfeierten Wochenende. Das ist Kindergeburtstag, Chemomüdigkeit ist die Königsdisziplin der Defatigation.
Eigentlich habe ich das grosse Glück, dass ich die Chemoblöcke gut vertrage. Das Klischee der kotzenden Krebskranken erfülle ich leider nicht. Auch sonst bin ich nicht so der Typ "krankes Opfer im Spitalbett". Deshalb ist auch diese beschriebene Müdigkeit einige Tage nach einem Chemoblock, so extrem schwer für mich. Und jetzt? Einfach Kopf zurück auf's Kissen und weiterschlafen? Geht leider nicht! Der Körper will zwar wieder in's Traumland, der Geist aber ist nach zehn Stunden Schlaf wach und will aktiv werden. Und aktiv werden, ist eben auch die Lösung des Problems. Gegen die Chemomüdigkeit hilft Bewegung. Ein bisschen frische Luft. Ein paar Übungen auf der Yogamatte. Oder ein bisschen Arbeit. Aber eben, es ist ein Kampf. Ein Kampf gegen sich selber. Kaum betrete ich die Station, habe ich wieder diesen Geruch in der Nase. Und der lässt automatisch Gefühle und Bilder entstehen. Keine schönen Gefühle, keine tollen Bilder. Ich bin zurück auf der Onkologie. Es fühlt sich an wie ein Rückschlag. Wie Sisyphus, der mal wieder unten am Berg steht mit seinem Stein.
Gestern musste ich zum ersten von zwei oder drei weiteren, stationären Chemoblöcken antreten. Ein Entscheid, der mir ehrlich gesagt nicht leicht gefallen ist. Auch weil im Nervenwasser alle Leukämiezellen mit den Chemospritzen in den Rücken zerstört wurden. Soll ich mir das giftige Zeug wirklich nochmals antun? Vielleicht entstehen ja bis zur Transplantation keine neuen Zellen mehr? Wer weiss, dann mache ich meinen Körper unnötig wieder schwach. Oder ist das Risiko trotzdem zu gross? Aber nun sitze ich hier, eine gelbe, hochdosierte Flüssigkeit läuft in mich rein und ja, das Risiko ist zu gross. Denn erstens, weiss ich noch nicht, ob und wann die Stammzellentransplantation durchgeführt wird. Zweitens, auch wenn im Labor nichts mehr gefunden wurde, Leukämiezellen sind Meister im Verstecken. Und deshalb muss ich das ganze Prozedere wieder über mich ergehen lassen. Auch wenn es schwerfällt. Um die Spitalzeit ein bisschen angenehmer zu machen, habe ich mir ein paar neue, tolle, teure Dinge gegönnt. Ein Tablet zum Netflixen, eine feine Bodylotion gegen den Spitalgeruch, bequeme Gammelkleider und eine große Kuscheldecke zum Wohlfühlen. Dazu kommt noch netter Besuch von meinen Liebsten und irgendwie habe ich mich sogar auf die altbekannten Gesichter auf der Station gefreut. Die meisten Pflegefachpersonen machen ihren Job hier nämlich richtig gut! Also alles in allem: Chemo und Leben läuft bei mir! Oder so... |
AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
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