Kaum betrete ich die Station, habe ich wieder diesen Geruch in der Nase. Und der lässt automatisch Gefühle und Bilder entstehen. Keine schönen Gefühle, keine tollen Bilder. Ich bin zurück auf der Onkologie. Es fühlt sich an wie ein Rückschlag. Wie Sisyphus, der mal wieder unten am Berg steht mit seinem Stein.
Gestern musste ich zum ersten von zwei oder drei weiteren, stationären Chemoblöcken antreten. Ein Entscheid, der mir ehrlich gesagt nicht leicht gefallen ist. Auch weil im Nervenwasser alle Leukämiezellen mit den Chemospritzen in den Rücken zerstört wurden. Soll ich mir das giftige Zeug wirklich nochmals antun? Vielleicht entstehen ja bis zur Transplantation keine neuen Zellen mehr? Wer weiss, dann mache ich meinen Körper unnötig wieder schwach. Oder ist das Risiko trotzdem zu gross? Aber nun sitze ich hier, eine gelbe, hochdosierte Flüssigkeit läuft in mich rein und ja, das Risiko ist zu gross. Denn erstens, weiss ich noch nicht, ob und wann die Stammzellentransplantation durchgeführt wird. Zweitens, auch wenn im Labor nichts mehr gefunden wurde, Leukämiezellen sind Meister im Verstecken. Und deshalb muss ich das ganze Prozedere wieder über mich ergehen lassen. Auch wenn es schwerfällt. Um die Spitalzeit ein bisschen angenehmer zu machen, habe ich mir ein paar neue, tolle, teure Dinge gegönnt. Ein Tablet zum Netflixen, eine feine Bodylotion gegen den Spitalgeruch, bequeme Gammelkleider und eine große Kuscheldecke zum Wohlfühlen. Dazu kommt noch netter Besuch von meinen Liebsten und irgendwie habe ich mich sogar auf die altbekannten Gesichter auf der Station gefreut. Die meisten Pflegefachpersonen machen ihren Job hier nämlich richtig gut! Also alles in allem: Chemo und Leben läuft bei mir! Oder so...
5 Comments
Giulia
20/2/2017 11:06:26
Schön, wieder von dir zu lesen! Du bist echt bewundernswert, wie du es immer wieder schaffst, das Beste aus der Situation zu machen. Ich bin in Gedanken oft bei dir. Alles Gute & viel Kraft weiterhin!!
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Rosie
22/2/2017 09:56:22
Danke Giulia <3
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katrin
20/2/2017 22:25:56
durchhalten! bei mir waren es vom rezidiv bis zum tag 0 der szt ziemlich genau 4 monate. ich war nach einem chemo-zyklus auch wieder in remission, musste aber auch noch eine zweiten machen weil es zu lange und riskant bis zur transplantation gewesen wäre. das monat vor der szt war ich aber zu hause ohne therapie und konnte kraft sammeln.
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Rosie
22/2/2017 09:58:09
Danke Katrin, ich hoffe auch ich kann davor noch ein bisschen Ferien machen, damit ich körperlich und mental bereit bin!
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Martin
22/2/2017 13:03:17
Ich musste auch vor der HSZT nochmal einen Chemozyklus durchmachen. Danach hab ich viel gegessen und konnte nochmal etwas an Gewicht zulegen, was auch wichtig ist für die HSZT.
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AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
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