Gestern ging es los. Nochmals 28 Tage intensiv Chemotherapie. Mit nur kleinen Pausen dazwischen. Plötzlich und unerwartet. Aber ganz von vorne: Eine Leukämie wird in erster Linie mit Chemotherapie behandelt. Klaro! Welche Chemo-Medikamente wie und wann verabreicht werden, entnehmen die Ärzte aus sogenannten Chemo-Protokollen. Diese basieren auf Studienergebnissen und Forschungen und sind von Land zu Land unterschiedlich. Zuerst wurde ich nach einem Protokoll aus dem Jahr 2005 behandelt, in der Zwischenzeit kam aber ein neues Chemo-Protokoll raus und so haben wir nun auf dieses GRAALL 2014 gewechselt. Für mich hat das vor allem zwei Vorteile: Ich muss nach neuem Protokoll nicht transplantiert werden und mein Zentrales Nervensystem wird nicht bestrahlt. Das wären zwei unglaublich grosse Eingriffe gewesen, welche mein Leben nochmals radikal beeinflusst hätten. Leider haben aber die Ärzte beim neuen Protokoll einen Lesefehler gemacht. Die 28-tägige Chemo-Intensivierung findet nicht wie geplant im März statt, sondern musste gestern schon gestartet werden. Uff - da musste ich zuerst einmal leer schlucken. Natürlich war ich mental überhaupt nicht darauf vorbereitet. Auf der anderen Seite passieren solche Fehler nun mal, Ärzte sind zum Glück auch nur Menschen und so hatte ich auch nicht viel Zeit mir gross Gedanken über die ganze Sache zu machen. Auf los, ging's einfach los. Und das Beste: Ich kann einen grossen Teil der ganzen Behandlung ambulant machen. Das heisst keinen 28-tägigen Spitalaufenthalt. Geil! Für mich eine enorme Erleichterung. Ich bin nun sehr optimistisch, dass ich diese 28 Tage gut überstehe, obwohl ich weiss, dass sich mein Zustand - vor allem wenn ich wieder ein Zelltief habe und mein Immunsystem down ist - von einem Tag auf den anderen verschlechtern kann. Darum ist jetzt Daumendrücken angesagt!
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Nein, das hätte ich jetzt echt nicht mehr erwartet. Dass ich diese Saison auf's Brett stehe. Einen ganzen Tag lang. Im Pulverschnee, mit viel Sonnenschein und "Kafi am Pischterand". Weil ich in den letzten Wochen immer fitter geworden bin, habe ich die Ärzte mal gefragt, ob es eigentlich erlaubt wäre, snowboarden zu gehen. Nichts dagegen einzuwenden. Wunderbar. Einzige Voraussetzung: Die Blutplättchen (wichtig für die Blutgerinnung) dürfen nicht zu tief sein, denn sonst könnte schon ein kleiner Sturz eine innere Blutung auslösen und das wäre fatal. Aber heute hat alles gestimmt: der Blutplättchen-Wert, das Wetter und meine Kondition. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das für ein unglaubliches Gefühl war, auf der Piste zu sein. Ich meine, vor einigen Wochen konnte ich nicht mal mehr richtig rennen und nach einem kurzen Spaziergang musste ich mich hinlegen. Und heute stand ich auf meinem Brett! Ich habe jede einzelne Kurve genossen, auch wenn ich nach einigen Stunden die Beine gespürt habe. Aber dafür gibt's ja die sonnigen Plätzchen auf den Skihütten. Der heutige Tag war definitiv einer der Besten seit langem. Danke Leben!
Eine der berüchtigsten Chemotherapie-Nebenwirkungen ist die Müdigkeit. Man will morgens nicht aufstehen und wenn man es dann doch mal geschafft hat, dann meist nur für den Weg auf's Sofa. Das ist aber kein Leben. Immer nur gammeln geht einfach nicht. Jedenfalls bei mir nicht. Das beste Mittel gegen die Müdigkeit ist viel Bewegung. Man muss sich zuerst unheimlich aufraffen, aber danach kommt wieder Schwung in's Getriebe. Ich habe deshalb im Dezember wieder mit Yoga angefangen. Ich finde Yoga ist perfekt für Krebs-Patienten. Es ist kein Hochleistungssport, bei dem man sich gleich wieder total verausgabt, trotzdem bewegt man alle Muskeln und entspannend wirkt es gleich auch noch. Und man befasst ich endlich auch mal wieder auf positive Art und Weise mit dem eigenen Körper und gibt ihm neue Energie. Ebenfalls habe ich letzte Woche wieder mit Fitness angefangen. Ich habe dieses Jahr ja ein grosses sportliches Ziel: den Auffahrtslauf in St. Gallen! Da muss jetzt natürlich ordentlich trainiert werden, ich will ja schliesslich nicht von den Nordic Walkern überholt werden :-). Der Muskelaufbau funktioniert schon ganz gut, ich kann schon wieder ohne schwammige Beine dem Bus hinterherrennen. Das grössere Problem stellt die Kondition dar. Da meine roten Blutkörperchen wegen der Chemo immer recht tief sind, ist der Sauerstofftransport in meinem Blut langsamer, ich bin also ziemlich schnell am Leistungslimit. Ebenfalls wachsen die roten Blutzellen auch nicht so schnell wie die Weissen. Wenn sie zu tief sinken, muss man sogar mit Bluttransfusionen nachhelfen. Quasi Blutdoping wie bei der Tour de France :-). Trotzdem ist jeder Besuch im Fitnessstudio zurzeit ein Highlight. Endlich wieder meinen Körper bewegen, spüren und auch mal an die Grenzen bringen. Danach fühle ich mich jeweils wie neu geboren und voller Leben. 2016 fühlt sich gut an. Liegt vielleicht an der Art und Weise, wie ich gerutscht bin. Wegen der hohen Chemo-Dosis zwischen den Jahren durfte ich an Silvester auf keinen Fall Alkohol trinken. Sonst sind die Ärzte ja in Sachen Bier und Wein nicht so streng, aber dieses Mal hätte ich meiner Leber ernsthaft Schaden zugefügt und das wollen wir ja nicht. Also gab es für mich statt Champus halt Rimus, lustig war es trotzdem. In einem Jahr werde ich dann aber wohl wieder auf den altbewährten Gerstensaft zurückgreifen - sicher ist sicher :-). Trotz Nüchternheit, ernüchternd wird das neue Jahr sicher nicht. 2016 das wird mein Jahr! Jaja, ich weiss, das sagt sich so leicht, aber bei mir muss es dieses Jahr einfach stimmen. Und sowieso habe ich vorgestern per Zufall diesen Song im Radio gehört und deshalb denke ich ab jetzt auch nur noch GROSS. 2016 wird das Jahr, in dem ich gesund werde! Basta! |
AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
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