Neun Tage. Drei Bergtouren. Eine Glückseligkeit.
Die letzten paar Tage habe ich mich richtig fit gefühlt. Einerseits lag es an den warmen Temperaturen und dem tollen Sommergefühl. Andererseits auch an meiner Medikamentenpause. Meine Chemotabletten sollen ja das Wachstum von Tumorzellen unterdrücken. So haben sie eine starke Hemmwirkung auf das Knochenmark und das führt vor allem zur Abnahme der weissen Blutzellen (Immunsystem). Anfang Monat sind diese Blutkörperchen dann so tief gesunken, dass ich das Medikament pausieren musste. Das kann manchmal passieren, gerade jetzt am Anfang, wenn die Dosierung noch nicht richtig eingependelt ist. Jedenfalls wurde durch die Medi-Pause meine Leber weniger belastet und ich fühlte mich automatisch auch nicht mehr so müde. Kam noch dazu, dass ich die letzten paar Tage oft frei hatte. Also Wanderschuhe montiert und ab in den Alpstein. Die erste Tour habe ich mit meiner Schwester gemacht. Von der Wasserauen stiegen wir zur Meglisalp hoch. Nach einer feinen Südwurst ging es runter zur Seealp. Da haben wir uns im See erfrischt und danach noch unsere Grosseltern im Ferienhaus besucht. Ich finde es richtig schön, wie wie meine Schwester und ich durch meine Krankheit wieder zueinander gefunden haben und solch herrliche Tage zusammen geniessen können. Bei der zweiten Tour war ich mit meiner Freundin Ursi unterwegs. Vom Hohen Kasten aus wanderten wir über die Staubern zur Bollenwees. Zufälligerweise war da "Stobete", war ich ja auch noch nie auf einer. Und sowieso: ein super Mädels-Tag! Heute habe ich dann alleine noch eine Velo-Wander-Tour gemacht. Mit meinem tollen Strom-Drahtesel fuhr ich von St. Gallen in's Weissbad. Und von da zu Fuss zum Äscher und die Ebenalp. Ich hatte zwar nicht so viel Wetterglück, aber dafür war's angenehm kühl. Herrlich so viel gute Alpenluft und schöne Ausblicke. Ich hatte überhaupt keine Konditionsprobleme und so waren es sicher nicht die letzten Touren im heimischen Alpstein für diesen Sommer.
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Als ich mir die Tickets für's St. Galler Openair gekauft habe, war ich gerade im Spital an einer Infusion angeschlossen. Chemo in den Venen, Vorfreude im Kopf. Mein Ziel war es seit der Diagnose, dass ich bis Ende Juni wieder fit bin, Haare habe und ganz normal ans Openair gehen kann. Das habe ich geschafft. Vier Tage Sittertobel. Vier Tage Lachen. Vier Tage "dumm schnorre". Vier Tage Freude und Freunde. Vier Tage Musik. Vier Tage im Regen und in der Sonne tanzen. Natürlich war nicht alles mehr so wie früher, ich brauchte doch einige Stunden um richtig loszulassen. Ebenfalls durfte ich ja auch nicht so viel Bier trinken, wie ich wollte. Aber es gibt ja pflanzliche Alternativen. Höhö. Jedenfalls war's super, auch weil Fabian nach sechs Wochen reisen wieder zurück war und wir gemeinsam durch die Meute streifen konnten. Aber obwohl ich nicht getrunken habe, war ich am Montag so richtig kaputt. All die Eindrücke, die langen Stunden auf den Beinen und das viele Lachen machen halt auch einfach müde. Und einen "Chäfer" habe ich mir auch noch eingefangen. So habe ich ab Dienstag mal zwölf Stunden durchgekotzt. Mein Immunsystem ist eben noch nicht stark genug für Openair-Hygiene. Aber trotzdem, es hat sich gelohnt. Festivals sind das pure Leben und leben mag ich. "Refused" waren für mich übrigens das absolute Highlight auf der Bühne am OASG. Regen, Schlamm, Punk, geil!
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AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
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