Ich bin ein geselliger Mensch. Ich feier die Feste gerne wie sie fallen. Feucht und fröhlich. Bier und Wein, lass ich selten sein - es gehört halt einfach irgendwie dazu. Und immer wenn ich mir während meiner Krankheit die Zukunft ausgemalt habe, sah ich mich mit Bier in der Hand auf einem Festival, mit einem Glas Wein beim Tanzen und ich wollte einfach kein Fest mehr auslassen. Hoch die Tassen auf das Leben! Und nun? Macht mir ein Medikament namens Puri-Nethol einen Strich durch die Rechnung. Ich habe vor gut zwei Wochen mit der Erhaltungstherapie angefangen. Das heisst, ich nehme täglich Chemo-Tabletten und das für die nächsten zwei Jahre. Man hat mir immer gesagt, dass diese Medikamente zwar stark seien, man aber ein ziemlich normales Leben damit führen könne. Und jetzt hat das Ganze plötzlich einen Haken: Diese Medis schlagen extrem auf die Leber und ich sollte diese nicht noch zusätzlich mit Alkohol belasten. Also wenig bis gar keinen Alkohol mehr trinken. Die nächsten zwei Jahre. Fuck, echt jetzt? Jetzt sagt sicher der eine oder die andere, dass das ja wohl kein Problem sein sollte oder? Der Gesundheit zu liebe macht man das doch? Sei doch froh, dass du überhaupt noch lebst! Das bin ich ja auch. Aber ganz ehrlich, seid ihr euch bewusst, wie oft Alkohol in unserem Leben Thema ist? Ich habe das die letzten Wochen ein bisschen beobachtet und habe das Gefühl, dass dauernd um mich herum getrunken wird. Bei jeder verdammten Gelegenheit und wenn man da nicht mitmacht, ist man der Horst mit dem Wasserglas, mit dem nicht mal mehr angestossen wird. Fuck, echt jetzt?
Ebenfalls ist mir klar geworden, dass nicht der Verzicht an sich das Problem ist. Ich kann gut auf Bier und Wein verzichten. Ich kann auch ohne Alkohol Spass haben. Echt jetzt. Der springende Punkt ist aber: Ich muss mich dauern erklären wieso ich keinen Alkohol trinke. Nein ich bin nicht schwanger, nein ich bin keine Spassbremse, nein ich muss nicht fahren, ich hatte Leukämie und nehme sehr starke Medikamente. Und dann: "Krass! Krebs? Erzähl doch mal..." und genau auf das habe ich keinen Bock. Jedes Mal wenn ich mich auf einer Fete amüsieren will, über meine Krankheit zu sprechen. Die nächsten zwei Jahre lang. Nein, jetzt echt nicht! Kommt dazu, dass ich auch wütend war. Weil ich realisiert habe, dass ich zwar die Leukämie vorerst besiegt habe, aber mein Leben nicht mehr so leben kann wie früher. Ich kann nicht einfach dort weitermachen, wo ich im August aufgehört habe. Ich muss jetzt anders leben. Bewusster halt. Und dazu gehört auch, dass ich mir mehr Gedanken um meine Gesundheit machen muss. Und eben auch zum Thema Alkohol, was ja sicher ganz gut war. Mittlerweile konnten wir meine Leber ein bisschen beobachten und bis jetzt sind die Werte stabil. Ein moderater Konsum wird wohl auch in Zukunft möglich sein. Ganz verzichten werde ich also nicht, obwohl ich es mir wirklich überlegt habe. Ein Glas Wein zum Essen, ein Bier beim Fussballspiel oder mal was Prickelndes zum Anstossen - das lass ich mir einfach nicht nehmen! Gif-Source www.tumblr.com
2 Comments
Hallo Rosie,
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Rosie
4/6/2016 10:56:48
Hoi Sandra
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AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
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