Fake News sind gerade in aller Munde. Das Internet, die sozialen Netzwerke sind voll damit. Und wer nicht selber Fake News verbreitet, schreibt darüber. Für mich als Medienschaffende auch nicht immer einfach. Stimmt die Geschichte wirklich? Eine Frage, die ich mir immer wieder stellen muss. Eine Frage, die wir uns immer wieder - auch im echten, analogen Leben - stellen müssen. Ist die Geschichte wirklich wahr? Auch über mich kursieren Fake News. Jetzt mal überspitzt gesagt 😜. "Du i ha ghöt dinem Grosschind gohts wiede unheimlich schlecht...?" Jemand aus meiner Heimat Appenzell zu meinem Grossvater, dem ich immer wieder sage, dass es mir trotz allem gut geht und der danach völlig verunsichert war. Wie kommt die Person auf die Idee, dass es mir schlecht geht? Wahrscheinlich ist es das dumme Klischee, dass es krebskranken Menschen grundsätzlich schlecht gehen muss, weil sie haben ja Krebs. Ein weiteres Beispiel: "Du i ha ghört, dini Meedl isch wiede so lang im Spitol?" Eine andere, fremde Person zu meiner Mutter VOR meinem ersten Spitalaufenthalt. WTF? Meine Mutter arbeitet in einem Laden im Dorf und muss sich solche "Gwundrigkeiten" immer wieder anhören. Ich finde, man kann doch auch anständig und neutral fragen oder? Mit einem gesunden Interesse. Aber stattdessen wird meine Familie und auch meine engen Freunde mit irgendwelchen Gerüchten konfrontiert. Den Leuten ist es egal, was sie damit anrichten, Hauptsache die Sensationslust ist gestillt. Es ist ja nicht so, dass ich verschwiegen mit der Krankheit umgehen. Einer der Gründe warum ich diesen Blog führe: Ich will, dass die Leute wissen, was läuft. Weil ich mir bewusst bin, dass ich durch meinen Job sowieso in der Öffentlichkeit stehe und mein Blog ist total öffentlich. Einmal meinen Namen googeln et voilà! Ich möchte nicht, dass Halbwahrheiten die Runde machen und ich meine Geschichte immer wieder berichtigen muss. Trotzdem gibt es Leute, die sich am Schicksal anderer aufgeilen und immer noch was Tolles hinzudichten müssen. Armselig ist das! Ich bin richtig froh, wohne ich im Moment in St. Gallen und kann jeden Tag in die Anonymität der Stadt abtauchen. Nicht falsch verstehen, ich liebe meine Heimat Appenzell. Ich habe da eine tolle Kindheit und wilde Jugend verbracht. Ich liebe die Natur, wenn ich den Alpstein sehe, kriege ich Herzklopfen. Ich liebe diese "gfitzte" Besonderheit der AppenzellerInnen und trotzdem habe ich das Gefühl, man darf hier nicht besonders sein, sonst wird geredet. Und das meist mit den bösen, falschen Zungen. Deshalb meine Botschaft an die Menschen, die meinen immer alles genau zu wissen: Ich muss zurzeit mit Leukämie leben, das ist nicht lustig! Aber ich lebe, ich feiere das Leben sogar. Ich tanze manchmal durch die Nacht mit einem Bier in der Hand. Manchmal schlafe ich zwölf Stunden durch die Nacht mit Infusion in der Brust. Ich gehe mit Freude zur Arbeit, weil es mir gut tut. Ich gehe genau so motiviert in den Spital, weil die Ärzte mich gesund machen. Ich jogge. Ich treffe meine Freunde. Ich lache. Ich schaue mir den FC St. Gallen an und friere mir den Arsch ab. Ich mache dumme, aber lustige Witze. Und manchmal ziehe ich mir stundenlang Serien rein oder verkrieche mich in meinem Bett und weine. Das ist mein Leben, nicht immer toll, aber bei wem ist das schon so? Mein Leben ist eigentlich total normal und es macht mich grundsätzlich sehr zufrieden und glücklich. Ich teile mein Leben gerne, mit euch hier, weil meistens ehrliches Interesse gezeigt wird und meine Geschichte auch ganz vielen hilft. Ich versuche auch sonst jeden Tag ein guter Mensch zu sein, klappt nicht immer. Aber hey, versuch das doch auch mal! Ein guter, glücklicher Mensch zu sein. Ein Mensch, der sein Leben lebt und nicht das Anderer!
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AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
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