Gestern vor einem Monat habe ich die Diagnose bekommen. Schon ein Monat? Erst ein Monat? Ja irgendwie ging die Zeit unheimlich schnell vorbei, weil halt auch unheimlich viel passiert ist, andererseits fühlt sich ein Monat im Spital auch einfach sehr, sehr lange an. Ein Monat. Zeit die Diagnose sacken zu lassen. Ein Monat. Zeit in die Krankheit hineinzuwachsen. Ein Monat. Zeit die Situation zu akzeptieren. Es gibt Tage, da fühle ich mich schon fast gesund (zum Beispiel heute), es gibt Tage, da würde ich am liebsten aufhören zu atmen (zum Beispiel letzte Woche auf der Intensiv). Es gibt Tage, da lache ich viel, es gibt Tage, da könnte ich den ganzen Tag heulen. Es gibt Tage voller Hoffnung und Tage voller Selbstmitleid. Ein Auf und Ab. Und das Krasse daran: nichts ist planbar. Deshalb muss ich wohl noch lernen, dass nicht wichtig ist, was gestern war oder was morgen sein könnte, sondern was heute ist. Im Jetzt leben. Fakt ist: Ich erhole mich zurzeit immer noch von der Blutvergiftung und dem Wasser auf der Lunge. Ich fühle mich unterdessen ziemlich fit, ich brauche keinen Sauerstoff mehr, meine Blutwerte sind top und ich darf auch mal wieder raus. Auch kann ich die täglichen Dinge alle wieder selbstständig erledigen. Ja und was ist sonst noch passiert? Ich habe neuen Schmuck bekommen: Ein sogenannter "Zentraler Venenkatheter" ist das. Ein dünner Kunststoffschlauch, der über den Hals in das Venensystem eingeführt wird und dessen Ende in der oberen oder unteren Hohlvene vor dem rechten Vorhof des Herzen liegt. Holy Crap!!! Hab ich auch gedacht. Jedenfalls kann man da Infusionen rein und Blut rauslassen. Medikamente wie Morphin wirken so besonders toll :-). Das Ganze war ein kurzer chirurgischer Eingriff und spüren tut man nach einigen Stunden nichts mehr davon.
Weniger spektakulär war heute meine Total-Rasur. Jetzt habe ich definitiv eine Glatze und wenn ich meinen Eierkopf dann mal schön in Szene gesetzt habe, gibt's auch ein Foto davon. Versprochen. Diese Woche sollte dann auch die Chemo weitergehen. Endlich. Wie ich drauf reagieren werde, wie lange ich überhaupt noch im Spital bleiben muss, steht aber noch alles in den Sternen. Zurück bleibt viel Ungewissheit. Auch viel Angst, weil ich mittlerweile weiss, was alles passieren kann. Aber eben, am Besten lasse ich einfach alles auf mich zu kommen und nehme Tag für Tag. Schritt für Schritt.
4 Comments
Sarah
23/9/2015 00:31:54
Check hier immerwieder wie's dir geht und muss bei deinen Texten mehr lachen als beim Comedyprogramm von einem Unteregger oder Elsener oder bla. Und die sind ja nichtmal krank!
Reply
Rosie
23/9/2015 10:30:08
Danke! <3
Reply
Rebecca
23/9/2015 18:45:33
Liebi Rosie
Reply
Vreni
24/9/2015 11:42:43
Liebe Rosie
Reply
Leave a Reply. |
AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
Kategorien |