Es ist ein bisschen ruhiger geworden um mich. Zum Glück. Zurzeit bin ich in der Konsolidationsphase (zweiter Teil der Chemo) und da muss ich nur alle zwei Wochen für ein paar Tage in's Spital, dazwischen bin ich zu Hause und es ist grossartig. Keine weissen Wände, keine Infusionen, kein fades Essen, kein Wecken in der Nacht, kein Desinfektionsgeruch. Ich geniesse jede einzelne Stunde. Und es kommt auch wieder ein bisschen Normalität auf: ich kann kochen, einkaufen, meine WG-Aufgaben machen, Freunde treffen, spazieren, leben.
Nur Arbeiten geht leider nicht, weil meine guten Tage sind einfach nicht planbar. Manchmal stehe ich morgens auf, habe ganz viel Energie, bin unterwegs und manchmal da verbringe ich den ganzen Tag waagrecht auf dem Sofa. Allgemein brauche ich immer wieder Zeitfenster, während denen ich mich ausruhen kann. Und dann kommen auch noch kleine Chemonebenwirkungen dazu, die auch Tage nach der Gabe noch auftreten: Kopfweh, Bauchschmerzen und eben die Müdigkeit. Ich hasse diesen Teil. Weil er verhindert den richtigen Alltag. Mein altes Leben. Aber - vielleicht muss ich mir ja einfach eingestehen, dass es doch auch schön ist, all die Zeit jetzt endlich mal zu haben. Mich nicht gleich wieder dem ganzen Job-Stress auszusetzen. Dem Alltäglichen, das eben auch nerven kann. Jetzt muss ich auch mal geniessen! Das Nichtstun. Das Rumhängen. Das Ausruhen. Der richtige Alltag kommt dann wieder früh genug, aber bis dann habe ich auch wieder die Energie dazu, dann wenn alles vorüber ist. Ich freu mich drauf, aber jetzt hat meine Gesundheit Vorrang. Ich habe übrigens auch schon eine Beschäftigung für meine neugewonnene Zeit: nämlich Nähen. Die Maschine dazu habe ich dieses Jahr von Fabian zum Geburtstag bekommen und jetzt wird sie endlich auch gebraucht. Wer hätte gedacht, dass aus mir mal ein tapferes Schneiderlein wird :-)...
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AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
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