Wenn ich nur daran denke, dass ich für die nächste Chemo einige Tage in's Spital muss, zieht sich bei mir alles zusammen. Dann sehe ich das Gebäude, rieche den typischen Geruch, sehe die weissen Wände, spüre die plastifizierten Bettdecken und das alles löst bei mir zurzeit eine riesige Ablehnung aus, gepaart mit Ekel und der Angst vor Schmerzen und schlechten Nachrichten. Das Spital und ich, wir sind gerade so richtig auf Kriegsfuss miteinander. Auch diese Woche wieder.
Am Montag bekam ich nach einer Blutbildkontrolle im Ambulatorium plötzlich heftigen Schüttelfrost. Also auch Fieber. Und als Leukämie-Patient Fieber zu haben, ist meistens ein schlechtes Zeichen, darum hiess das für mich: zurück auf's Ambulatorium. Dort nahm die Pflege sofort Blutkulturen um zu sehen, von wo das Fieber kommt. Danach ging's via Notaufnahme (nein, nicht direkt, danke Bürokratie!) auf die Station. Zwei Tage früher als geplant. Fuck! Gestern erfuhr ich dann auch mehr über die Infektion. Und zwar haben sich fiese Bakterien an meine Picc-Line (Zugang am Arm für Medis und Blutentnahme) angedockt und die müssen jetzt natürlich wieder weg da. Am einfachsten geht das mit der Entfernung der Picc-Line. Die kommt also am Freitag nach der aktuellen Chemo-Gabe wieder raus. Tschau-Tschüss du tolle Erfindung, war schön mit dir :-). Ebenfalls bekämpft man böse Bakterien immer auch mit viel Antibiotika. Welches da definitiv für circa die nächsten zwei Wochen zum Zug kommt, erfahre ich dann morgen. Ich hoffe auf ein Orales, welches ich auch brav zu Hause einnehmen kann. So wenig Spital wie möglich. Gestern hat ein Arzt zu mir gesagt, dass ja eigentlich nicht der Spital das Problem sei, sondern meine Krankheit. Da hat er natürlich absolut recht. Die Krankheit ist die Ursache allen Übels. Die Krankheit ist schuld. Nur - ich habe mich mit der Leukämie gerade so schön angefreundet, weil sie mir manchmal - so komisch das jetzt auch klingen mag - etwas zurück gibt. Eine bessere Lebenseinstellung. Wertschätzung von Menschen und Dingen. Zeit für mich. Und die Leukämie macht mich stark, das spüre ich jeden Tag. Ich wachse daran. Und das Spital? Das ist jetzt halt im Moment der Sündenbock für alles Schlechte. Irgendwann wird sich das aber auch wieder ändern. Irgendwann in einigen Wochen. Wenn die letzten Chemos anstehen, wenn das Ende naht, dann wird das Spital wieder der Ort sein, an dem man mir das Leben gerettet hat. Und ich werde unendlich dankbar sein für alles. Nur im Moment fühle ich das einfach nicht...
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AutorRosie. 30 Jahre. Mitten im Leben. Diagnose: Leukämie. Archives
January 2020
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